Thursday, July 3, 2008

Bewerben und Arbeiten in Michigan (als Nicht-Ingenieur)

Wenn man als Deutsche/r einen Job in Michigan sucht, ist die Lage sehr unterschiedlich. Als Ingenieur oder mit einem Beruf, welcher der Automobilbranche angehört, hat man gute Chancen. Die vielen deutschen „Expats“ oder auch fest hier arbeitenden Deutschen sind fast ausschließlich aus dieser Branche.

Tatsache ist, dass viele der dringend gesuchten Ingenieure, die hier nach Michigan kommen, Nicht-Ingenieurs-Partner im Schlepptau haben. Was können diese anders orientierten Partner tun?

Die Arbeitserlaubnis ist ja inzwischen kein Problem mehr. Wenn man mit seinem Ingenieur verheiratet ist, bekommt man eine temporary work permit. Problem: Die 1-3 Monate, die das zuständige Amt (USCIS) als Bearbeitungsdauer angibt, wurden in den letzten Monaten oft überschritten (siehe dazu Artikel: Employment Authorization Card). Wenn man aber seine lang ersehnte Employment Card in den Händen hält, kann es eigentlich losgehen. Natürlich kann man auch die Zeit nutzen, die man auf die Arbeitserlaubnis wartet. Bekommt man aber unerwartet schnell eine Stelle angeboten, hat man ein Problem, denn: Wenn Amerikaner neue Mitarbeiter suchen, so suchen sie meistens sofort. Durch die fehlende Kündigungsfrist wird genauso schnell gegangen wie wieder eingestellt wird. Hat man seine Dokumente noch nicht, muss man passen.

Im Moment ist es nicht einfach einen Job zu finden. Das liegt zum Großteil an der schlechten wirtschaftlichen Lage Michigans. Die meisten Firmen haben einen so genannten Hiring Freeze angeordnet. Das heißt: Bis auf weiteres wird niemand mehr eingestellt. Da hilft nur auf eine Wiederbelebung der Wirtschaft hoffen oder erfinderisch sein.

Nicht umsonst nennt man die USA auch das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Sind die beruflichen Möglichkeiten also begrenzt, muss man die selbst gesteckten Grenzen erweitern. Das geht zum Beispiel, indem man in einer anderen Branche sucht als bisher getan. In den USA ist es tatsächlich nicht so sehr von Belang, welchen beruflichen Background man hat. Amerikanische Arbeitgeber legen sehr viel Wert auf die Persönlichkeit. Es ist wichtig, dass man seinem zukünftigen Chef glaubhaft vermittelt, dass man genau diesen einen Job unbedingt machen möchte. Die berufliche Erfahrung und das Studium oder die Ausbildung werden zwar mit in die Überlegungen einbezogen, sind aber nicht so ausschlaggebend wie in Deutschland. Wenn man also schon immer mal etwas ganz anderes machen wollte als man eigentlich ursprünglich gelernt hat, hier ist die Chance!

Durch Noten, Zeugnisse und Studienrichtung wird man in den USA weniger festgelegt als in Deutschland. Es gibt aber auch Dinge, auf die der amerikanische Arbeitgeber größeren Wert legt als es ein deutscher tun würde. Sehr häufig wird nach Referenzen gefragt. Das bedeutet, der zukünftige Chef oder die Personalabteilung möchte sich bei ehemaligen Arbeitgebern über einen informieren. Oft wird auch nur nach Telefonnummern ehemaliger Arbeitgeber gefragt und niemand ruft diese dann an, um sich zu erkundigen. Das zur Verfügung stellen der Informationen reicht oft schon als gute Referenz. Was aber, wenn eine freundliche Vertreterin des Human Resources, den nichts ahnenden ehemaligen Arbeitgeber in Deutschland anruft? Es ist ratsam die Ex-Chefs vorzuwarnen. Besteht kein gutes Verhältnis mehr, die Nummer lieber gar nicht herausrücken. Schließlich kennen wir diese Methode der Bewerber-Durchleuchtung in Deutschland nicht und sie kann sicherlich zu Verunsicherung und vielen Missverständnissen führen.

Hat man dann ein Job-Interview, kann man sich auf ein sehr persönliches Kaffeeklatsch-Gespräch einstellen. Es wird sehr viel mehr Smalltalk betrieben als in Deutschland, was daran liegt, dass die amerikanischen Arbeitgeber die Persönlichkeit des Kandidaten kennen lernen wollen. Sie fragen sich: Ist diese Person ehrlich, zuverlässig, eigenständig, selbstbewusst?

Tipp: Nach einem Bewerbungsgespräch – nicht vergessen, einen „Thank You Letter“ zu schreiben. Bei konservativen Unternehmen ruhig in Brief-Form, bei moderneren Firmen auch als E-Mail. Das gehört sich hier so und unterstreicht zudem nochmal das Interesse an der vakanten Stelle.



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